Ein erlebnisreiches Jahr liegt hinter uns

Meine Güte, haben wir in diesem Jahr viel gesehen und erlebt! Das ist uns neulich wieder bewusst geworden. Von Australien Anfang des Jahres über den europäischen Sommer auf den Motorrädern nun also in die neuseeländische Hochsaison. Tatsächlich war unsere Motorradtour durch Europa Tag für Tag so intensiv und erlebnisreich, dass wir es nicht geschafft haben, alles niederzuschreiben und gesammelt zu dokumentieren. Die 13.000 Kilometer im Sattel haben uns in viereinhalb Monaten durch 14 Länder gebracht und jeder einzelne Tag war sehr eingehend und aufregend, manchmal einfach nur anstrengend. Gut, dass wir nach der Tour genügend Zeit zu Hause eingeplant hatten, um uns wieder etwas zu erholen. Nicht nur körperlich waren wir ziemlich erschöpft, auch die ganzen Eindrücke und Impressionen versuchten wir zu verarbeiten. Svens Eltern kochten gern für uns und wir unternahmen einige Ausflüge zusammen. Natürlich besuchten wir auch alle weiteren Familienmitglieder und wurden immer herzlich empfangen und beköstigt, vielen Dank dafür.

Richtung Ende unseres Aufenthaltes in Deutschland mussten wir unsere treuen Motorräder wieder verkaufen. Für Svens Transalp interessierte sich ein ehemaliger Arbeitskollege, während Deborahs F650GS in der Familie weitergegeben werden konnte. Die Zeit in Deutschland neigte sich dann auch so langsam dem Ende zu. Erste Weihnachtsvorboten nahmen wir noch mit, räucherten schonmal im Wohnzimmer, aßen Stollen, Baumkuchen und Marzipankartoffeln, tranken jede Menge Glühwein und erfreuten uns an der deutschen Gemütlichkeit im Haus. Ende November, kurz vorm ersten Schnee, stiegen wir mit Sack und Pack in den Flieger zunächst nach Shanghai.

Nach elf Stunden und wenig Schlaf erreichten wir am Morgen die größte Stadt Chinas. 16 Stunden stopover lagen nun vor uns, sodass wir uns kurzfristig doch dazu entschieden haben, vom Flughafen in die Innenstadt zu fahren und uns die bekannte Skyline anzuschauen. Für unser Eintagesvisum für China füllten wir Zettel aus und warteten auf Stempel, dann tauschten wir etwas Geld und schauten nach den besten Transportmitteln. Mit der bis zu 430 km/h schnellen Magnetschwebebahn rasten wir in die Nähe des Zentrums. Ohne Schienen mit 300 Sachen in den Kurven zu liegen (die Bahn legte sich tatsächlich in die Kurven), war schon ein komisches Gefühl. Mit der Metro schafften wir es dann zu einem schön angelegten Park. Alles war sehr sauber und ordentlich und wir fielen mit unserem europäischen Aussehen ganz schön auf. Auch ragten an jeder Ecke, manchmal nur fünf Meter voneinander entfernt, mächtige Überwachungstürme in die Höhe. Jeder Mast war mit mehreren Kameras in jede Richtung versehen. Was man über die Überwachungsmethoden in China so gehört hatte, existierte also wirklich. Tatsächlich taten wir keinen Schritt, ohne uns beobachtet zu fühlen. Wir hielten uns sogar an sinnlose Rotampeln für Fußgänger und wagten uns kaum, uns auf eine Parkbank zu legen und etwas Schlaf nachzuholen. Durch die Einkaufsmeile mit vielen chinesischen Delikatessen und noch mehr Polizeiposten, die wie Bademeister auf Plattformen die langweilige Geschäftigkeit beobachteten, spazierten wir bis zur „Bund“, der Flaniermeile am Huangpu-Fluss mit tollem Blick auf die Skyline der Stadt. Wir hatten genügend Zeit, um die Atmosphäre und die Aussicht aufzunehmen und arbeiteten uns später durch einen weiteren Park wieder Richtung Metro. Das getauschte Geld reichte noch für ein paar Asianudeln und gebratenen Reis, dann ging es zurück zum Flughafen. In einer stillen Ecke mit langen Bänken holten wir endlich etwas Schlaf nach, bevor wir um Mitternacht ins nächste Flugzeug nach Auckland stiegen. Der zweite Flug war etwas entspannter, nur schmeckte man den Wechsel von der deutschen zur chinesischen Essensversorgung deutlich…

Am frühen Abend erreichten wir Auckland und freuten uns, alle vier Reisetaschen auf dem Gepäckband wiederzusehen. Mit einem Deutschen teilten wir uns ein Uber in die Stadt und verbrachten die erste Nacht in einem Hostel. Der Spaziergang am Abend ließ uns viele Parallelen zu Australien erkennen, sogar der Supermarkt war der gleiche. Direkt am nächsten Morgen liefen wir zum Mietwagenverleih und holten unseren Toyota Hiace ab, der für die nächste Woche auch unser Hotel sein sollte. Isomatten und Schlafsäcke hatten wir dabei und die Ladefläche im leeren Auto lieferte genügend Platz für ein großes Bett. Nur die Fenster rundherum machten uns etwas Sorge, da die Campingregeln in Neuseeland doch sehr strikt sein sollen. Jedenfalls hatten wir nun einen mobilen Untersatz, um uns geeignete Camper in und um Auckland anzuschauen. Für die geplanten sechs Monate Aufenthalt lohnt es sich für uns auf jeden Fall, einen Camper zu kaufen und am Ende der Reise wieder zu verkaufen. Mieten wäre da viel zu teuer.

Innerhalb der Woche schauten wir uns vier in Frage kommende Fahrzeuge an und investierten einen Tag in Sightseeing in der Innenstadt. Die Wasserfront mit den vielen Booten und Schiffen und die neuen Gebäude waren schön anzusehen. Jetzt begegneten uns auch die ersten Māori-Tattoos, die Frauen am Kinn und Männer im ganzen Gesicht trugen. Viele Einwanderer aus Samoa und weiteren Pazifikinseln, aber auch Asiaten prägten in manchen Stadtteilen das Bild. Leider war der Verkehr eine Katastrophe, ständig standen wir im Stau in der anscheinend rasant gewachsenen Stadt.

Am Sonntag statteten wir dem wöchentlich stattfindenden Automarkt einen Besuch ab. Vorrangig wurden Vans zum Verkauf angeboten, die jedoch aufgrund der fehlenden Stehhöhe im Auto für uns nicht in Frage kamen. Bei dem öfter mal unbeständigen Wetter in Neuseeland wollten wir schon gern im Camper kochen, abwaschen und uns umziehen können. Eine ältere Dame, die zwei Fahrstunden südlich von Auckland lebte, hatte einen top gepflegten Toyota Hiace mit Hochdach älteren Baujahrs inseriert. Wie wir später erfuhren, hat sie es zum Glück nicht geschafft, damit zum Automarkt in Auckland zu fahren. Sonst wäre das tolle Angebot für uns bestimmt schnell vom Tisch gewesen. Also fuhren wir in die Stadt vom Hobbitland und nahmen das gute Stück unter die Lupe. Irgendwie hatten wir schon von Anfang an gewusst, dass dieser Camper es werden würde. Super sauber und glänzend präsentierte die nette Dame uns das Auto, lud uns für die finanziellen Verhandlungen noch zu einem Drink ein und freute sich nach der Einigung über die prompte Anzahlung. Einen Vertrag oder etwas Schriftliches kennen die Kiwis nicht, hat sie gesagt. Wir vertrauten ihr einfach mal und erledigten den Besitzerwechsel online bzw. am örtlichen Postamt. Nur die Überweisung des Geldes vom deutschen Konto dauerte einen ganzen Tag, den wir für eine schöne Wanderung zum Wairere Wasserfall nutzten.

Das tropische Feeling überkam uns nun vollends. Die ganze Natur strotzte nur so vor Pracht, überall wuchsen grüne baumhohe Farne, tolle Palmen und farbenfrohen Blüten. Die Flüsse waren voll, der Wind noch sehr kalt. Außerhalb der Städte reihten sich grüne Hügel aneinander, Berge und Täler wechselten sich ab und die schmalen Straßen wurden mit den ständigen Kurven ab und zu zur Herausforderung. Einmal war uns vor lauter Achterbahnfeeling schon richtig schlecht. Einen Abzweig von der Straße gab es nur selten und alles war eingezäunt. Satte Wiesen waren die perfekten Flächen für Rinder und Schafe, die wir hier zuhauf antrafen. Auf unserer ersten Wanderung begegnete uns auch ein Jäger mit seinem Gewehr, später einmal sahen wir einen Pick-up voller toter Rehe und Hirsche. Die ehemalige Wildplage hat sich anscheinend zum Exportschlager gemausert. Wild wird mittlerweile in Massen gezüchtet, die Kiwis schwören auf die gute Qualität des Fleisches.

Nun konnte die Erkundungstour endlich losgehen. Wir hatten unseren Camper, den wir „Freddy“ tauften, abgeholt und die erste Nacht auf einem Freedom Campingplatz verbracht. In den allermeisten Fällen dürfen nur ausgewiesene „self contained“ – Camper, die ein entsprechendes Zertifikat besitzen, auf diesen kostenlosen Plätzen stehen. Leider sind die Parklücken stark limitiert, direkt nebeneinanderliegend und nicht immer an den schönsten Plätzen gelegen, doch kann man sich kaum beschweren, wenn sie wenigstens kostenfrei sind. Trotzdem ist das im Vergleich zu unseren Stellplätzen in Australien natürlich ein etwas anderes Gefühl von Freiheit. Auch merkten wir, dass wir unsere Route nun verstärkt an das Vorhandensein und die Kapazität solcher Plätze anpassen mussten, was später zur Ferienzeit der Neuseeländer sicherlich noch ein größeres Problem werden wird. Zunächst mussten wir aber noch einmal nach Auckland zurück, um das Mietauto wieder abzugeben und einige Kleinigkeiten zu besorgen.

Soweit so gut erstmal, die weiteren Erlebnisse der letzten zwei Wochen würden in diesem Artikel den Rahmen sprengen. Wir hoffen, dass wir bald wieder zum Schreiben kommen und wünschen euch allen erstmal eine frohe Advents- und Weihnachtszeit! Genießt die Gemütlichkeit, die Lichter und das gute Essen, was wir hier alles sehr vermissen. Und vor allem natürlich das schöne Miteinander, wir denken an euch.

6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Schön das es Euch gut geht und Ihr auch gleich den Freddy gefunden habt! Lasst es Euch nicht traurig werden wegen Weihnachten, schließlich wird das auf der ganzen Welt gefeiert! Liebe Grüße von Eurer Mutti

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    • 😘 danke Muttsch! Nun sind die Feiertage schon wieder vorbei, ich hoffe ihr habt es gut überstanden und genießen können! Dann kommt erstmal gut ins neue Jahr, ihr Lieben.

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  • Auf in ein neues Jahr 🥂🍀
    Wir wünschen euch weiterhin viele positive Erlebnisse, interessante Begegnungen, Gesundheit, Glück und Frieden für das Jahr 2024.
    Bleibt schön neugierig und lässt uns mit euren Beiträgen dran teilhaben an euren Erlebnissen.
    Seid lieb gegrüßt von euren Ellis

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  • „Und wieder was Neues“, vor allem ein neues Land, in das ihr ja schon länger reisen wolltet und ein neues Auto (euer zweites auf der Südhalbkugel!). Inzwischen seid ihr bestimmt schon gut rumgekommen…

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