Lustige Robben, kleine Städtchen und gute Aussicht

Wir hatten Robben versprochen, oh ja, davon gab es viele. Große und kleine, kurze und lange, dicke und dünne, nasse und trockene. Allesamt waren sie ziemlich niedlich anzuschauen, dabei im Wasser so agil, flink und wendig, an Land dafür eher tapsig, etwas langsam und schwerfällig. Viele kleine Robben schauten uns mit ihren großen Augen aus nächster Nähe an und auch nach ein paar Minuten am gleichen Fleck entdeckten wir doch noch weitere Tiere in einer Felsspalte, die wir vorher noch nicht gesehen hatten. Highlights waren an Land kommende nasse und aalglatte Robben, die sich in flauschige Plüschtiere verwandelten, aber auch trinkende Babyrobben und lauthals streitende Männchen. Direkt neben der Robbenkolonie befand sich der Leuchtturm des Cape Palliser. Einige Stufen führten hinauf und vom Plateau aus sah man das blaue Meer mit schwarzen Sand- und Kiesstränden und die grün-bräunlichen Wiesen und Berge der Umgebung. Immer kam man rasch mit anderen Leuten ins Gespräch, alle freuten sich miteinander an der tollen Natur. Ein „was für ein schöner Tag“ hier und „viel Erfolg mit den Stufen“ da, hörte man schnell. Von diesen small talks war es manchmal nicht weit zu einem längeren Gespräch und dem Austausch über Reisen, Länder, Vorhaben und vieles mehr. Dieses soziale Miteinander ist von hohem Wert und leider in Deutschland in dieser Form manchmal schwer zu finden. 

Auch in Martinborough, einem niedlichen Städtchen in der gleichnamigen Weinregion im Landesinneren waren viele fröhliche Menschen unterwegs, tranken Kaffee oder Bier und genossen das Leben. Schmucke Läden luden zum Verweilen ein und eine gut besuchte Kooperation von Tourismusinformation, Bibliothek und Café in einem modernen Gebäude gefiel uns besonders gut. Am nah gelegenen Lake Wairarapa fanden wir ein tolles Freecamp im Grünen, genau das Richtige zum Runterkommen und Auftanken. Der mild leuchtende Sonnenuntergang versüßte uns den Abend.

Die letzten grünen Zweige der Nordinsel nahmen wir am Kaitoke Swingbridge Track mit, der neben einem netten Bushwalk eben auch über eine schöne Hängebrücke führte. Es war einiges los, da direkt nebenan eine riesige Fläche zum Campen und zu anderen Outdooraktivitäten einlud. Leider war die hintere Brücke gesperrt, sodass wir, wie doch recht oft in Neuseeland, den gleichen Weg zurück gehen mussten. Die grüne Nordinsel werden wir dann auf unserem Weg zurück nach Auckland vor allem auf der Westseite noch ein wenig abgrasen.

Dann wurde es Zeit, wir mussten auf die Fähre. Der Check-in gestaltete sich sehr einfach, wir kamen gut aufs Schiff. Von halb neun am Abend bis Mitternacht befanden wir uns an Bord. Von der Südinsel sahen wir im Dunkeln also erstmal nicht viel. Bis zum nächsten Freecamp war es eine halbe Stunde, dann konnten wir endlich in die Federn hüpfen. 

Schon am ersten Tag auf der Südinsel bemerkten wir die viele schöne Natur, die uns hier umgab. Und es gefiel uns sehr gut. Durch die sanften grünen Hügel schlängelten sich schmale Straßen mit teils heftigen Kurven und das Meer war nie weit weg. Durch das viele hoch und runter hatten wir auch immer genügend Aussichtspunkte, an denen wir anhalten und in die Weite schauen konnten. Vorausgesetzt, die üppige Flora ließ das zu. Denn baumhohe Farne, Flachs und viele weitere Gewächse wuchsen so hoch, dass die dünnen Straßen manchmal wie ein Tunnel im Urwald wirkten. Zurück in Picton, wo die Fähre uns ausgespuckt hatte, spazierten wir am Hafen herum, über eine süße Fußgängerbrücke und auf ein altes großes Segelschiff.

Die Küstenstadt Nelson war unser nächster Stop. Hier konnten wir durch Kunstgalerien und Kirchen schlendern, aber auch das Strandleben unter warmer Sonne mit dem kühlen Meer und dem einladenden Sandstrand genießen. Besonders nach einer kleinen Sportsession im Park war letzteres mit anschließender Dusche sehr willkommen. Schöne Aussichten bot auch der zentralste Punkt Neuseelands, der in den Botanischen Hügeln der Stadt gebettet war. Irgendwie komisch, im Mittelpunkt des Landes und doch am Nordzipfel einer Insel zu stehen. Nicht weit von hier, nahe der Rabbit Island trug zur kulinarischen Belustigung eine umfangreiche Weinverkostung bei. Hier konnten wir österreichische Sorten in neuseeländischer Interpretation testen, sehr schmackhaft, wenn auch nicht so intensiv wie australische Weine. Der abschließende Dessertwein hatte es uns am meisten angetan. 

Weiter ging es zum bekannten Abel Tasman Nationalpark, den wir zunächst nur von der Ersatzbank aus beobachteten. Den Startpunkt der Mehrtageswanderung und die Umgebung luden uns für spätere Touren ein, allerdings waren auch wirklich viele Touristen und Urlauber unterwegs. Das schöne Wetter tat sein übriges dazu. Wir wollten uns zunächst mit einer Schulfreundin treffen, die ihre Elternzeit nutzte, um mit der Familie in Neuseeland unterwegs zu sein. Wir spazierten am idyllischen Lake Rotoiti entlang und tauschten uns über die vergangenen Jahre aus. Mutig, mit Baby nach Neuseeland zu fliegen und mit einem Wohnmobil unterwegs zu sein. Das bedeutet natürlich auch viel Wandern mit Extragepäck, was die beiden sehr motiviert angingen. Den Mount Robert hatten sie auch schon bestiegen, wir taten es ihnen am folgenden Tag gleich, hatten super Wetter und eine tolle Aussicht auf blaue Seen und schroffe Berge. Auf dem Weg trafen wir ein Pärchen aus Dresden, das in Neuseeland Urlaub machte und uns in der Mittagspause nett unterhielt. Die Welt ist ein Dorf.

Apropos blaue Seen und schroffe Berge, davon gibts bald noch mehr! Zu dem Thema Sandfliegen kommen wir aber wohl erst im nächsten Bericht, nur schonmal soviel: sie sind extrem nervig. 

2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Da habt ihr ja wieder einiges erlebt und schöne Bilder gemacht (wie immer)! Wenn dort keine Touris unterwegs wären, wäre es bestimmt fast menschenleer, oder?

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Samuel Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.