Eindrückliche Naturtage

Spricht man mit Leuten über die Westküste Neuseelands, sind oft drei Dinge Thema: einmal der reichliche Regen, dann die Schönheit der Natur und schließlich die vielen ätzenden Sandfliegen. In der Realität war es nicht selten, dass das alles zusammen kam.

Die erste Attraktion der Natur erwartete uns nördlich von Westport im sogenannten Oparara Basin. Ein schönes und recht verlassenes Freecamp war ideal für eine Nacht. Dann machten wir uns auf den Weg nach Karamea und bogen schließlich auf eine lange Schotterstraße ab. Die Anfahrt dauerte durch den losen Untergrund, mehrere Schlaglöcher und stellenweise Wellblechpisten ein bisschen länger. Spätestens als wir den gold-braunen Fluss mit dem klaren Wasser im grünen Regenwald entdeckten, wussten wir jedoch, dass sich jeder Meter der Fahrt gelohnt hatte. Die Farbe des Flusses rührte hier anscheinend von natürlichem Tannin her, das Pflanzen der Umgebung ausstoßen. Jedenfalls war der Kontrast von der Wasserfarbe mit dem Grün der Farne und den weissen Steinen vor allem unter ein paar Sonnenstrahlen atemberaubend. Ein neugieriger Aal kam zu uns herüber und sagte Hallo.

Aber nicht nur das gab es hier zu sehen. Der Rundweg durch den üppigen Regenwald mit seinen vielen Luftwurzeln führte nämlich auch zu ein paar interessanten Höhlen und beeindruckenden Steinbrücken. Überall konnten wir herumklettern und Sachen entdecken. Einziger Störfaktor bei unseren Erkundungstouren waren die fiesen Sandfliegen, die wir meistens erst bemerkten, als mal wieder ein plötzlich stechender Schmerz am Körper zu spüren war. Dann war es aber schon zu spät, denn die Minimücke hatte dann bereits in die Haut gebissen. Das juckte unglaublich doll und war anders als ein normaler Mückenstich noch bis zu zwei Wochen später sichtbar und spürbar. Da half im Vorfeld nur viel Spray, aber bitte keine Stelle nackter Haut beim Einsprühen vergessen.

Ein angenehmeres Tier war dagegen die Wekaralle, ein lustiger Vogel im wahrsten Sinn des Wortes. Sie sieht aus wie ein braunes Huhn und zeigt sich super neugierig, vor allem bei Menschen. Die Vögel spazierten um die Autos und knabberten an allen essbaren Krümeln. Das Auto neben uns hatte die Beifahrertür für eine Weile offen gelassen. Schon saß das Tier im Fußraum des Wagens und schaute sich weiter um, bis der Besitzer es endlich entdeckte und wieder nach draußen schob. Eine Belohnung bekam es trotzdem, die ganze Packung feinster Blaubeeren opferte der Mann für das süße Ding.

Das nächste Highlight war gar nicht weit. Am Cape Foulwind beobachteten wir nochmal einige Robben durchs Fernglas und spazierten am Leuchtturm vorbei. Dann ging es schon zu den Pancake Rocks. Die schroffe Westküste zeigte sich von ihrer trüben Seite, aber viel Regen hatten wir glücklicherweise nicht. Auf der einen Seite der Straße war das weite Meer, auf der anderen Seite der dichte Regenwald mit auffällig vielen Nikau-Palmen. Viele Reisebusse und -gruppen steuerten zeitgleich die bekannten geschichteten Felsformationen vor der Küste an, die von ihrem typischen Aussehen ihren Namen bekommen haben. Besonders bei Flut sollte man auch die Blowholes sehen und hören, also durch Gesteinsöffnungen gepresste Meereswellen, die Fontänen und dumpfe Geräusche verursachen. Wir warteten nach dem ersten Rundgang sogar nochmal zwei Stunden auf bessere Bedingungen, aber das war leider vergebens. Wahrscheinlich kamen die Wellen aus der falschen Richtung oder sie waren nicht stark genug. Aber auch ohne Blowholes lohnte sich ein zweiter Rundgang hier sehr. Es war einfach ein sehr schönes Fleckchen Erde.

Mit so viel hervorragender Natur konnte die Stadt Greymouth nicht ganz mithalten. Wenigstens standen wir mit unserem Freddy am Meer, hatten eine Aussendusche und saubere Toiletten zur Verfügung. Deborah probierte sich zum Frühstück an Scones aus der Pfanne, die super gelangen und mit Naturjoghurt und Himbeermarmelade herrlich schmeckten. Zum Ausgleich gab es eine Joggingeinheit oder ein Workout im Park, das tat immer gut. Dann fuhren wir weiter zum milchig-blauen Hokitita Gorge. Auch hier war eine von zwei Hängebrücken gesperrt. Eine Brücke brachte uns dennoch über den Fluss und der Weg durch den Regenwald führte bis zum hinteren Ausblick, wo Kalkstein kleine Klippen bildete.

Blaues Wasser begleitete uns auch auf dem weiteren Weg in den Süden. Oft hielten wir an und schauten uns einfach nur in der beeindruckenden Natur um. Wie konnten die Flüsse nur so blau und klar sein?

Als dann noch schneebedeckte Berge dazu kamen, schossen wir noch mehr Fotos und kamen noch langsamer voran. Auf dem Plan standen nun die beiden Gletscher, einmal der Fox-Gletscher und dann der Franz-Josef-Gletscher. Beide waren durch ihre tiefe Lage in der unmittelbare Nähe zum Regenwald schon sehr außergewöhnlich. Spazierwege führten zu Aussichtspunkten, von wo wir direkt vor riesigen Flussbetten standen und weiter hinten die weiß-bläulichen Eisschichten erspähen konnten. Helikopter kreisten mit zahlungswilligen Touristen über die Gegend und eine Schautafel zeigte das rapide Schrumpfen der Eismassen über die Jahrzehnte. Dass das eine auch irgendwie mit dem anderen zu tun hatte, wurde von manchen nicht erkannt. Märchenhafte Wasserfälle komplettierten unseren Einblick in die Schönheit der Westküste, sodass wir mit einem rundum positiven Bild weiterreisen konnten. Wären doch bloß diese nervigen Sandfliegen nicht gewesen.

Mit wunderschöner Natur geht es auch weiter. Blaue Seen und weiße Berge seht ihr im nächsten Artikel, denn dann geht es hoch hinaus!

2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Echt ungewöhnliche Kombinationen: dieser rot-braune Fluss mit weißen Steinen und grünem Beiwerk oder ein Gletscher, der knapp über dem Regenwald sitzt. Das hat man noch nicht gesehen… Genießt weiter die herrliche Natur!

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.