Irgendwas zwischen grün, weiß und blau

Die Reise konnte losgehen. Von Auckland aus arbeiteten wir uns erstmal gen Osten vor. Die Coromandel Halbinsel umrundeten wir zuerst, wo wunderschöne Küstenstraßen und blaue Buchten auf uns warteten. Noch gab sich das Wetter von seiner düsteren Seite. Nach kräftigen Regenschauern buddelten wir uns am Hot Water Beach mit einigen Touristen auf der Suche nach warmem Thermalwasser durch den Sand. Ein älterer Herr war sehr motiviert und grub mit großem Eifer. Er steckte alle anderen mit an, sodass bald eine ganze Mannschaft am gleichen spot ihre Schaufeln in den Sand stemmten. Gedampft hatte es aus dem Boden schon, aber das große thermische Blubbern blieb leider aus. Dafür waren die kalten Wellen noch zu hoch.

An der Küste gab es außerdem tolle Badestrände, im Landesinneren Berge und riesige Kauribäume zu bestaunen. In Tauranga bestiegen wir bei schönstem Sonnenschein den Mount Maunganui, von wo sich unglaublich schöne Ausblicke über den weiten blauen Horizont boten. Auch auf die Stadt und ihre Strände hatten wir eine super Sicht.

Jetzt kehrten wir der malerischen Küste den Rücken und bogen nach Rotorua ein. Das Gebiet in und um die Stadt mit dem gleichnamigen See ist international für seine geothermische Aktivität bekannt. Dass man hier an stinkenden Rauchschwaden und blubbernden Schlammlöchern vorbeikam, war nichts weiter Besonderes. Die erste Schwefelwolke versetze uns natürlich trotzdem in Staunen und wir hielten uns schnell die Nasen zu. Der durchdringende Gestank begleitete uns beim Spaziergang durch den öffentlichen Park, wo Rauchschwaden von heißen Seen aufstiegen und vor der hohen Wassertemperatur gewarnt wurde. Auch die angenehm warmen Fußbäder waren beliebt. Etwas weiter entfernt suchten wir die lustig brodelnden Schlammlöcher auf. Mal schoss hier die Schlammfontäne durch die Luft, dann ging es weiter drüben wieder los. Dieses abwechslungsreiche Schauspiel zog uns eine Weile in seinen Bann. Auch die vielen Touristen in der Gegend kamen sicherlich voll auf ihre Kosten. Geothermische Parks, Geysire, Spa- und Poolwelten, aber auch Radausflüge, Ponyreiten und ZORB-Ball-Abfahrten sind nur einige Beispiele der großen schönen Spiel- und Spaßwelt. Unser Highlight war das Baden in einem warmen Fluss. Mitten im tropischen Wald umgeben von Farnen und Luftwurzeln stiegen wir in die Fluten. Schon komisch, dampfend warmes Wasser in einem Fluss mitten in der Natur zu haben.

Schon steuerten wir unseren Freddy wieder Richtung Meer. Das war sowieso nie weit weg. In Whakatane begaben wir uns auf die Spuren der Māori und wurden im lokalen Heimat- und Forschungszentrum herzlich empfangen. Eigentlich dachten wir, dass wir dort eine kleine Ausstellung finden würden, doch überraschenderweise nahm sich der Leiter des Zentrums, selbst Māori, persönlich Zeit für uns. Er zeigte uns in einer privaten Führung die Archivräume der Sammlung und erklärte uns geduldig die verschiedenen Kuriositäten. Als wir den Raum mit den rot bemalten Totems und heiligen Kanus der Māori betraten, sprach er zunächst ein Gebet in Māori-Sprache. Er erklärte uns, dass diese Dinge für sie beseelt seien und sie zu ihren Ahnen und Vorfahren beteten. Dann ging es weiter und wir bekamen von Haushaltsgegenständen über ausgestopfte Tiere, Wandteppiche aus Federn und alte Kriegswerkzeuge bis zu Bildern und Schildkrötenpanzern alles zu sehen. Als wir das Haus später wieder verließen, hielt er uns an, mit einer kleinen Geste die bösen Geister hinter uns zurückzulassen. Aus einer Schüssel Wasser sprenkelten wir einige Tropfen über die Schultern und waren nun „good to go“. Ein Besuch, der uns noch lange in guter Erinnerung bleiben wird. Weiter ging die Kulturerkundung in der örtlichen Bibliothek, die eine kleine Kunst- und Museumsausstellung hatte. Auch in der Stadt fanden wir mehrere Versammlungshäuser und kunstvolle Kanus der Māori am Strand.

Die östliche Fahrtrichtung behielten wir bei und steuerten nun auf das East Cape zu. Unterwegs gab es einige Kiwiplantagen zu sehen, die schon von weitem durch die Umrandung mit deutlich über fünf Meter hohen Hecken zu erkennen waren. Manchmal parkten viele Autos da, bestimmt Backpacker bei der Arbeit. Erntezeit ist allerdings erst im April. Zum östlichsten Punkt Neuseelands führten schmale und sehr kurvenreiche Straßen. Das Fahren wurde anstrengend und man musste ganz schön aufpassen. Freilaufende Pferde, die hier wahrscheinlich gezüchtet werden, erfreuten das Auge. Ansonsten war der östliche Zipfel sehr naturbelassen und nur spärlich bevölkert. Eine Schotterstraße ermöglichte die Zufahrt zum östlichsten Punkt des Landes, der mit einem Leuchtturm markiert war. Natürlich wären wir gern dahin gewandert, doch leider war alles eingezäunt und der ehemals vorhandene Wanderweg führte über privates Land und war leider gesperrt. Zyklone hatten auf der Nordinsel einige Pfade verwüstet, die so schnell nicht wieder aufgebaut wurden. In Tikitiki statteten wir der Māorikirche einen Besuch ab. Besondere Schnitzarbeiten aus dunklem Holz und Bambus- Wandteppiche machten die Gestaltung des Gotteshauses zu etwas ganz Besonderem.

Weiter südlich fanden wir ein richtig schönes Freecamp direkt am Strand. Auch hier sah man die Überbleibsel der Zyklone und Überschwemmungen, der ganze Strandabschnitt war vollgepackt mit Treibholz. Wir machten uns ein schönes Abendessen und nutzten den nächsten Morgen für ein kühles Bad im Meer. Dann gab es Frühstück. Meist ist das bei uns eine Schale Müsli mit Banane und Joghurt, dazu Kaffee aus unserem neuen Espressokocher. Manchmal gibt es auch Croissants oder selbstgemachte Pancakes mit Nutella oder Bacon, auch die herzhafte Variante schmeckt sehr gut. Aber Frühstücksbrötchen sind hier beispielsweise nicht gerade verbreitet.

Gestärkt ging es in die Tolaga Bay, wo ein mächtiger Jetty an den Felsenklippen und eine kleinere Wanderung zum „Cooks Cove“ auf uns warteten. James Cook stoppte hier 1769 auf seiner Neuseelandumsegelung. Und tatsächlich sah die Bucht von oben für den Zwischenstopp einer langen Reise ganz fantastisch aus.

Die nächste Etappe brachte uns wieder ins Landesinnere, doch das blaue Wasser begleitete uns weiterhin.

Hoffentlich seid ihr alle gut ins Jahr 2024 gestartet, auf zu neuen Abenteuern!

2 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Die Farbe Grün scheint in Neuseeland ja eine sehr wichtige Rolle zu spielen! Es ist auf jeden Fall auffällig, wie intensiv grün manches leuchtet und wie viel Raum die Natur einnimmt/einnehmen darf.

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    • Das stimmt, obwohl manche Landstriche vor allem auf der Ostseite durch den wenigen Regen ohne hohe Berge eher braun sind. Aber die grüne Westseite ist schon beeindruckend, die vielen Berge werden der Grund für die Ausbreitung der Natur sein – schwierig zu kultivieren.

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